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12. September 2018
Redaktion

Herausforderungen für die Anbieter von Medizintechnik

(08/2018) Mit Trends und Technologien, Herausforderungen und Bedrohungen sowie mit Chancen und Visionen setzt sich die Future­ManagementGroup AG (FMG) in Elt­ville in ihrer Analyse „Medizintechnik 2030“ auseinander. Gegeben werden sollen Denkanstöße für eine chancenreiche Zukunft des Unternehmens im Rahmen der digitalen Revolution.
Analyse
Foto: wladimir1804/Fotolia
Foto: wladimir1804/Fotolia

Die Studie geht weiterhin von einem Wachstumsmarkt für die Medizintechnik aus. Das weltweite Marktvolumen soll von 371 Mrd. Dollar im Jahr 2015 auf 530 Mrd. Dollar im Jahr 2022 ansteigen. Als Gründe werden die wachsende Weltbevölkerung, die demografische Entwicklung und eine global wachsende Mittelschicht genannt.

Entwicklungstrends und Veränderungskräfte

Eine der wichtigsten Veränderungskräfte stelle aber die Digitalisierung dar, die die Patientenversorgung revolutionieren und der Kostenexplosion im Gesundheitssys­tem entgegenwirken könnte. Smarte Medi­zintechnik-Lösungen könnten dazu beitragen, Prozesse in den Krankenhäusern zu optimieren und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Beispiele sind: künstliche Intelligenz für personalisierte Behandlungen, mobile Monitoringsyste­me, Automatisierungssysteme, Service-Roboter, Exoskelette, Telepräsenzlösungen, maßgeschneiderte Implantate durch 3-D-Technologien, holografische Live-3-D-Bildgebungsverfahren im OP. Neue vernetzte Produkte und Wearables würden zudem Chancen im zweiten Gesundheitsmarkt eröffnen. Smarte tragbare Geräte dienten zur Prävention. Der Weltmarkt für solche Geräte werde von 5,5 Mrd. Dollar im Jahr 2016 auf 19,6 Mrd. Dollar im Jahre 2021 wachsen. Zu einer stärkeren Personalisierung der Medizin trügen auch Big-Data-Technologien bei. Grundsätzlich verweist die Analyse darauf, dass digitale Medizinprodukte auf große Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen.
Die zwölf wichtigsten Trends und Technologien bis 2030:

  • Internet der Dinge mit der Vernetzung medizinischer Geräte.
  • Big Data Analytics ermöglicht mit einer großen Menge an Gesundheitsdaten z. B. personalisierte Medizin.
  • Virtualisierung für realistischere Einblicke in das Körperinnere durch bessere bildgebende Verfahren; 3-D-Simu­lationen sowie Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen geben bessere Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
  • 3-D-Druck für Ausbildung und Training sowie zur Herstellung von patientenindividuellen Prothesen, Implantaten, Blutgefäßen, Haut und Organen mittels Stammzellen.
  • Salutogenese zur Ursachenermittlung guter Gesundheit, was auch im zweiten Gesundheitsmarkt Chancen eröffnet. Mensch-Maschinen-Schnittstellen für intuitive Bedienbarkeit medizintechnischer Geräte mit dazugehörenden Software-Lösungen.
  • Sensoren zur Fernüberwachung und zur Anwendung im Bereich der Prothetik.
  • Automatisierung und Robotisierung in der Produktion medizintechnischer Geräte und zur Entlastung des Krankenhaus- und Pflegepersonals sowie Roboter als Helfer im OP, besonders in der minimalinvasiven Chirurgie.
  • Dematerialisierung in Form von Embedded Systems, z. B. für Tests zu Hause.
  • Wearables und Implantables zum Tragen am oder im Körper, wie z. B. Kontaktlinsen für die Messung des Blutzuckerspiegels, Textilien zur Überwachung der Vitalparameter, implantierbare Chips zur Kontrolle der Medika- menten-Einnahme oder zur Abgabe empfängnisverhütender Hormone.
  • Werkstoff-Innovationen hinsichtlich Beständigkeit, Stabilität, Biokompatibilität, Hygiene, Verformbarkeit, wie z. B. carbonfaserverstärkte Werkstoffe in der Prothetik, Magnesium für Implantate und nanotechnologische Verfahren für die Oberflächenbeschichtung.
  • Individualisierung bei Prothesen- und Implantat-Versorgungen beispielsweise durch 3-D-Druck oder durch elektronische Tabletten zur Verabreichung von Wirkstoffen.

Reaktionen und Visionen

Es gebe für die Unternehmen aber auch Bedrohungen und Herausforderungen. Dem global zunehmenden Wettbewerb und kürzeren Entwicklungszyklen müsse mit Flexibilität und schnell auf den Markt gebrachten Innovationen begegnet werden. Neue Konkurrenz erwachse aus China und Indien durch einfache Produkte mit ausreichender Qualität. Solchen Produzenten werden angesichts der Gesundheitskosten auch Chancen in den Industrieländern eingeräumt.
Der Anteil der sog. Emerging Markets am weltweiten Medizintechnik-Markt belief sich laut Studie im Jahr 2010 bei 18 und 2016 bei 23 Prozent, 2022 soll er bei 31 Prozent liegen. Auch bei Wearables und Smarttechnologie, wie z. B. dem Ultraschallgerät Sonon der Fa. Healcerion aus Seoul, werde die asiatische Konkurrenz bedeutsam. Hinzu komme die neue Konkurrenz aus dem IT-Sektor, wie z. B. Apple.
Zur Wahrnehmung der Marktchancen sollten die Unternehmen analysieren, welcher Trend zu ihrem Unternehmen passt. Es gehe um eine Richtungsentschei­dung angesichts überbordender Komplexität. Diesbezüglich sollten Visionen entwickelt werden. Unternehmensvisionen seien:

  • Spezialist für Monitoring- und Analyselösungen im Smart-Home-Umfeld für Privatanwender mit Schnittstellen zu professionellen Gesundheitsdienst­leistern.
  • Datenlieferant von Daten, die aus medizintechnischen Geräten gewonnen werden, für Forschung und Entwicklung.
  • Anbieter von Monitoring- und Analyselösungen, die zur kontinuierlichen Überwachung am oder im Körper getragen werden.
  • Anbieter von Bioprinting-Lösungen für Krankenhäuser mittels 3-D-Druck für die schnelle Fertigung patientenindividueller Ersatzorgane und Knochen.
  • Anbieter für intelligente textile Materialien und vernetztes Equipment im medizinischen Bereich.
Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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