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12. Juni 2018
Redaktion

ZMT-Info-Tage: Disruptive Innovationen als Gefahr für den me

(05/2018) Mit dem Thema „Wie disruptive Innovationen die Zukunft des Handels verändern“ beschäftigte sich Unternehmensberater Florian Schiffer von der Düsseldorfer Companion Consulting.
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Foto: Cybrain/Fotolia
Foto: Cybrain/Fotolia

Gleich vorweg: Der Handel erfährt durch die Digitalisierung einen radikalen Wandel, durch den viele auf der Strecke bleiben werden. Die einzige Chance ist, proaktiv zu gestalten. Die Aussage „Das haben wir schon immer gemacht“ ist dagegen tödlich.
Disruptive Innovationen sind keine Schritt-, sondern radikale Innovationen, die das Vorangegangene und etablierte Wettbewerbsstrukturen zerstören. Ein bekanntes Beispiel ist die Fa. Nokia, die die disruptive Innovation „Smart­phone“ nicht erkannte und vom Olymp ins Nichts fiel. Ein weiteres Beispiel sind Musikträger. Der Wandel von der Schallplatte zur CD ist eine Innovation, die keine Strukturen veränderte. Die Märkte blieben erhalten. Disruptiv wurde es aller­dings mit dem Erscheinen von Streaming-Diensten wie zunächst Napster und dann Spotify.
Dass dies mit dem Medizinprodukte-Fachhandel nichts zu tun hat, diese Meinung ist falsch. „Den Fachhandel, wie wir ihn heute kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben“, prognostizierte Flo­rian Schiffer. Die Märkte würden sich durch die Digitalisierung radikal ändern, weshalb „der Handel Gefahr läuft, in seiner Komfortzone überrollt zu werden“. Weil es in Europa eine gewisse Innovationsangst gebe, seien wir angreifbar.

Florian Schiffer malte ein düsteres Bild für den Fachhandel wegen Amazon und Co.
Disruptive Innovationen werden nicht in den Branchen selbst geboren, sondern werden mit ihrer zerstörerischen Wirkung von außen in die Branchen reingetragen. Als Hauptgefahrenquelle identifizierte Schiffer Amazon und Google. Aus dem Online-Buchhändler Amazon entwickelte sich ein Online-Handel, ja globaler Dienst­leister insgesamt. „Amazon wird auch in Spezialbereiche wie die Medizintechnik einbrechen“, prognostizierte Schiffer, „da können Sie gar nichts dagegen machen.“ In Amerika sei Amazon z. B. schon mit pharmazeutischen Generika-Eigenprodukten im Markt aktiv. Die fortschreitende Monopolisierung durch den Online-Anbieter Amazon sei auch für den Medizinprodukte-Handel als Gefahr sehr akut.
Und je mehr Amazon sich ausbreitet und Kunden datentechnisch vernetzt, umso schneller ist die Entwicklung. „Platt­formen mit Daten werden die Macht haben. Nicht derjenige, der die Leistung erbringt, sondern der sie vermittelt, ist der Gewinner“, stellte Schiffer fest.
Disruptiv sei auch Google. Gerade in der Medizin agiere Google nicht reaktiv, sondern proaktiv. Dazu stehe atemberaubend viel Kapital zur Verfügung. Dabei sei es letztlich egal, wenn auch einmal Milliarden in den Sand gesetzt werden. Gerade durch die medizinische Diagnose und Dienstleistung erhalte Google Daten über die Menschen, die, mit anderen Daten vernetzt, ein genaues Bild über die Erfordernisse und Bedürfnisse der Menschen ergäben. Somit erhalte Google die Möglichkeit, alles in der Wertschöpfungskette abzubilden. In diese Richtung zielen auch die Aktivitäten von Apple.
Was kann der Fachhandel tun? Eigentlich wenig. Florian Schiffer desillusionierend: „Die Büchse der Pandora ist geöffnet.“ Das Einzige, was der Fachhandel tun könne, sei, für die Kunden relevant zu bleiben und seine noch bestehenden Vorteile zu nutzen, sich durch Dienstleistungen und Service unentbehrlich zu machen und somit Mehrwert zu bieten. Es gelte, konsequent die Perspektive der Kunden im Auge zu haben, ihre Bedürfnisse zu sehen und sie nach Möglichkeit zu übertreffen. „Fragen Sie Ihre Kunden, das ist der einzige Weg“, meinte Schiffer.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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