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26. März 2019
Redaktion
Digitale Assistenzsysteme / Homecare

Smart und effektiv

Jeder fünfte Deutsche ist über 65 Jahre alt1. Die Auswirkungen des demografischen Wandels machen sich vor allem durch eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen bemerkbar. Im Zuge dessen steigt der Bedarf an digitalen Lösungen für ein selbstbestimmtes Leben. Bei der Entwicklung neuer Technologien in Form von Assistenzsystemen sollten zu jeder Zeit die Steigerung von Sicherheit und Selbstständigkeit der Zielgruppe im Vordergrund stehen. Neben den Fachkräften profitieren auch die pflegenden Angehö­rigen von dem technischen Fortschritt. Vor allem Senioren und Demenzpatienten dienen sogenannte Assistenzsysteme als Alltagshilfe.
Foto: Techniklotsen

Komfort durch Technik

Smarte Sensorik und die Datenübermittlung via WLAN ermöglichen die Erfassung und Verarbeitung umfassender Daten zu einem Pflegebedürftigen. Die Sensoren könnten sich beispielsweise in einem Bett befinden und von dort Daten über das Liege- und Aufstehverhalten sammeln.

Die Kopplung mit einem intelligenten Warnsystem informiert anschließend Pflegekräfte oder Angehörige, sollte ein Hilfebedürftiger nachts aufstehen und nicht wieder in sein Bett zurückkehren. Zusätzliche Bewegungsmelder, die das Licht anschalten, sobald etwa die Füße des zu Pflegenden den Boden berühren, sorgen für mehr Komfort und Sicherheit.

Doch auch über das Bett hinaus lassen sich Bewegungen und Ereignisse des alltäglichen Lebens per smarter Sensorik erfassen, wie zum Beispiel das Verlassen ­einer Wohnung, aber auch Schlaf- oder Essensgewohnheiten.

Die gesammelten Daten stehen in ­einem Endgerät zur Verfügung, das etwa selbstständig an Mahlzeiten oder die Medi­kamenteneinnahme erinnert und zugleich die entsprechenden Daten für Angehörige und Pflegekräfte auslesbar macht. Für eine lückenlose Aufzeichnung und effektive Unfallprävention ist die tägliche Dokumentation der Tätigkeiten sowie Standorte der Besitzer notwendig.

Sicherheit schaffen

Die Nutzung von Assistenzsystemen in der häuslichen Pflege verschafft Senioren und Pflegebedürftigen mehr Eigenständigkeit. Wearables heißen die intelligenten Helfer in Form von kleinen smarten Endgeräten, die am Körper getragen werden und Pflegebedürftige auf Wunsch im Alltag unterstützen können.

Solch ein Wearable – ähnlich einem kleinen Handy, das mit einem 3-D-Bewe­gungssensor und einer Zwei-Wege-Kommunikation ausgestattet ist – erkennt und meldet etwa einen Sturz. Daraufhin sendet es ein Notrufsignal ab. Falls die gestürzte Person auf Anfrage keine Auskunft über ihren Standort geben kann, lässt sich mithilfe von GPS-Satelliten oder GSM-Ortung die Position des Sturzdetektors ermitteln. Weitere Haushaltshilfen wie smarte Abschaltsysteme sorgen dafür, dass Herd oder Ofen nicht die Höchsttemperatur oder die einprogrammierte Nutzzeit überschreiten.

Hintergrundsysteme vernetzen

In der Regel ist die Akzeptanz gegenüber Assistenzsystemen unter Pflegebedürftigen sowie Angehörigen und Pflegekräften sehr hoch, sodass eine Implementierung positiv aufgenommen werden könn­te.2 Doch Vorsicht vor Stand-alone-Lösun­gen – diese sollten Interoperabilität zu anderen Systemen aufweisen, um die fachliche Spezifikation solcher Insellösungen nutzen zu können.

Es bietet sich z. B. an, die Sensorik im Bett mit weiteren Systemen wie etwa dem Bewegungsmelder zu verknüpfen und die Informationen in einer Plattform zu sammeln. Auch die nach­trägliche Erweiterung durch andere Assis­tenzsysteme ist so jederzeit möglich. Die Vernetzung pflegerischer Versorgung mit verschiedenen Dienstleistungen bietet sich in diesem Zuge ebenfalls an.

Stehen Liefer- und Pflegedienste, Fahrdienste und Freizeitangebote in ­einem Pool abrufbereit zur Verfügung, profitieren Pflegebedürftige von mehr Eigen­stän­digkeit im Alltag. Das Angebot aus der sog. Quartiersvernetzung lässt sich z. B über ein leicht bedienbares Endgerät wie ein Tablet oder den Fernseher abrufen.

Legitime Überwachung?

Um schließlich den veränderten Wünschen und Bedürfnissen Pflegebedürftiger zu entsprechen, ist ein Schritt der Gesundheitsbranche hin zum digitalen Wandel notwendig. Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und eine bessere Versorgung sicherzustellen, kommt keine Einrichtung, kein Pflegedienst und auch keine häusliche Pflege mehr an Technologien vorbei, die Vernetzung ermöglichen.

Dadurch steigt die Masse zu verarbeitender Daten – Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und -dienste brauchen hierfür ein effektives Wissensmanagement. Neben den Vorzügen weckt die fortschreitende Digitalisierung aber auch ethische Bedenken mit Blick auf die ständige Dokumentation von Patientendaten: Verlieren die Pflegebedürftigen ihre Privatsphäre und die Möglichkeit, völlig frei zu entscheiden?

Entscheidend ist hier der Umgang mit personenbezogenen Daten. Diese sollten einem strengen Schutz unterliegen und nur für Zwecke genutzt werden, die die Lebensqualität von Senioren steigern. Dank des Inkrafttretens der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wurden nun strenge Regeln zur Datenverarbeitung auf gesetzlicher Ebene festgeschrieben.

Damit verbunden sind aber auch deutlich mehr Auflagen zur Dokumentation und Sicherung von Patientendaten. Mit dem Bewusstsein einer vollkommenen Datensicherheit wären Pflegebedürftige allerdings sicher eher bereit, Assistenz­sys­teme in ihren Alltag aufzunehmen und so von dem Plus an Versorgung in den eigenen vier Wänden zu profitieren.

1 Statistisches Bundesamt 2017: Demografischer Wandel in Deutschland
2 Studie: Unterstützung Pflegebedürftiger durch Assistenzsysteme https://vdivde-it.de/system/files/pdfs/unterstuetzung-pfle­gebeduerftiger-durch-technische-assis­tenzsysteme.pdf

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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